II.
Scheu und schnell schob sich Wilhelm Thiele in den dunklen Hausflur hinein; vorsichtig durch die Finsternis tastend, stieß er mit dem Fuß gegen die Schwelle zu einer Tür. Angstvoll fühlte er sich weiter, er fürchtete sich und wusste nicht wovor. Weit weg blaffte ein Köter. Thiele glaubte, sein Herz schlagen zu hören; es schien ihm im Halse zu sitzen. Am liebsten wäre er wieder umgekehrt. Wenn jetzt jemand von oben herabkäme? Eine Stufe knarrte entsetzlich beim Treppe-Hinaufschleichen. Durch das Flurfenster fiel ein schwacher Lichtschein. Er setzte sich auf eine Stufe und zog mühselig seine Stiefel aus. Die Strümpfe waren nass und voll Löcher; die Füße, ach, so müde, überall schmerzten sie und brannten wie Feuer. Vorsichtig auf den Zehen balancierend, schlich er weiter die Treppen hinauf. Hinter einer Tür schnarchte einer. Wie beneidete er ihn! Eine wahnsinnige Angst, auf der Treppe überrascht zu werden, wühlte ihm im Magen herum. Endlich hatte er den obersten Treppenabsatz erreicht. Die Luft war hier so staubig-trocken, es roch nach gebrühter Wäsche. Mit dem einen Fuß stieß er gegen etwas Festes, er bückte sich und fühlte eine Matratze. Zu ermüdet, um sich über diesen seltsamen Fund zu verwundern, ließ er seinen Körper darauf niedersinken. So elend und zerschlagen vor Hunger, vor Müdigkeit war sein Körper.
Wenn in früheren Zeiten jemand gewagt hätte,
zu prophezeien, dass er, Wilhelm Thiele, als obdachloser Vagabund zur Nachtzeit in Mietshäuser schleichen würde, um dort auf dem Boden für ein paar Stunden die müden Knochen auszuruhen, wie würde er mit dem abgefahren sein! Und nun? Er, der damals von dem Bewusstsein seiner Kräfte und Fähigkeiten nur so strotzte, er lief jetzt wie der verkommenste Penner herum, ohne das armseligste Fressen im Bauch, ohne das schäbigste Dach über dem Kopf zu haben. Himmel, was ist das für ein Leben!
Von Gedanken gequält, konnte Thiele trotz der Müdigkeit nicht einschlafen. Ein Uhr schlug es eben in einer der Wohnungen. Kam da nicht jemand nach oben? Wirklich kamen Schritte die Treppe herauf, machten dann halt. Ein Schlüsselbund klirrte, eine Tür wurde geöffnet, zugeschlagen... alles war wieder still. Vor Angst war er ganz nass geschwitzt.
Bis vor zweieinhalb Jahren hatte Wilhelm Thiele seine ständige Arbeit gehabt. Zwölf Jahre lang war er in einer großen Metallfabrik beschäftigt gewesen als Wiegemeister, - gewissermaßen als Prolet in gehobener Stellung. Morgens, wenn er die Fabrik betrat, wurde er von den Pförtnern als ihresgleichen begrüßt. Er war verheiratet; seine Ehe kinderlos. Irgendwie politisch interessiert war er nie gewesen. »Politik verdirbt den Charakter«, hatte er mal irgendwo gelesen, und seitdem war dies sein Schlagwort. Politik war seiner Meinung nach etwas für die Herdenmenschen, die zu schlaff
sind, um es aus eigener Kraft weiterzubringen. Er brauchte die Masse, brauchte ihre Mittel nicht, um voranzukommen. Denn er war ja gesund, kräftig, zu allen Arbeiten geschickt, und solange er seine beiden Hände hatte, solange... Gewiss, mit dem Geld, das er nach Hause brachte, konnte man keine großen Sprünge machen. Freitags, wenn er mit geschlossener Lohntüte zu seiner Frau nach Hause kam, wurde gerechnet und aufgeteilt. Viel blieb da niemals übrig. Da war die Miete zu bezahlen, da war die nächste Rate für die Möbel fällig, mussten Stiefel besohlt, Kleider beschafft werden. Sein kleines Vergnügen wollte man auch mal haben, z. B. ins Kino gehen. Es wäre trotzdem alles ganz gut gegangen. An Fettlebe durfte man sowieso nicht denken... Wenn oben im vierten Stock der arbeitslose Tischler mit seiner Frau und den vier Kindern Skandal machte, dass man es bis unten auf die Straße hörte und in den Wohnungen der anderen Proleten die Kinder sich ängstlich an die Mutter drängten, - dann zuckte Thiele jedes Mal zusammen, riss das Fenster auf und schrie:
»Ruhe da!«
Zu seiner Frau aber sagte er: »So ein Kerl, ruiniert seine arme Familie... «
Ja, so lebte er jahrelang dahin. Bis eines Tages Gerüchte durch den Fabrikbetrieb schwirrten: »Es soll abgebaut werden!«
Wilhelm Thiele hörte kaum hin. Wenn schon, was ging das ihn an? Er war doch unentbehrlich! Kam für den Abbau gar nicht in Frage.
Damals - 1928 - ging der Rummel los. Die Anschläge am Schwarzen Brett verkündeten die 50 %ige Betriebsstillegung. Die ersten Namen der zur Entlassung Kommenden wurden bereits in den einzelnen Abteilungen angeschlagen. Die Arbeiter drängten sich vor den Listen und suchten angstvoll, ob auch ihr Name darunter sei, fanden ihn und schoben mit hängendem Kopf davon. Mancher, der seinen Namen nicht entdeckte, zitterte trotzdem und glaubte im stillen immer noch an einen Irrtum.
Thiele ging am Schwarzen Brett vorüber, ohne es zu beachten. Was hatte er denn damit zu tun -er, Thiele, war doch unentbehrlich (so dachte er sich immer wieder)-, ihn konnte man doch nicht abbauen!
Und dann erhielt er dennoch die Kündigung! Seine Frau war außer sich und heulte fassungslos.
»Na siehste, jetzt haste et, - jetzt liegste ooch uff n Damm!... « Er versuchte, ihr über das Unglück hinwegzuhelfen:
»Schau mal, meine Muskeln, ich werde doch wieder Stellung finden, habe ja Lust zur Arbeit und suche mir diese nicht aus. Leute wie mich kann man überall gebrauchen. Vielleicht werde ich sogar noch besser bezahlt als bis jetzt...«
Im üblichen Trott ging es dann weiter. Zunächst Arbeitsnachweis! Wie er das erste Mal in diesem Klamottenbau in der Schulstraße »stempelte«! Diese schwere, dicke Luft, durch die man sich förmlich mit den Augen bohren musste, um etwas zu erkennen. Eine staubgraue müde Masse, die den großen Raum bis zum Bersten füllte. Ganz benommen sah er zahllose Menschen, die genau wie er Arbeit suchten und zum Teil genau wie er jung, gesund und kräftig waren. Seine Kleidung war bald abgerissen. Mit der Frau gab es je länger je öfter Zank und Streit. Er glaubte, in ihrem Gesicht offene Verachtung zu lesen. Er selbst hatte ihr ja so oft hochnäsig gesagt, dass Menschen, die arbeitslos sind, eben keine Lust zur Arbeit haben.
Die nur teilweise abbezahlten Möbel wurden reklamiert. Alles Versetzbare lag bereits auf der Pfandleihe.
Immer unerträglicher wurde sein Verhältnis zu seiner Frau. Eines Tages war sie verschwunden, höchstwahrscheinlich zu ihren Eltern nach Elbing zurückgekehrt. Eigenartigerweise bekümmerte ihn das recht wenig; jetzt war ihm schon alles völlig Wurst.
Für ihn allein war die Wohnung nun zu groß. Vor allem konnte er die sechsundzwanzig Mark monatliche Miete nicht mehr aufbringen. Also zog er aus und nahm sich für acht Mark den Monat eine Kochstube. Am Tage hielt er sich meistens in einem der Parks auf, wo die Arbeitslosen sich zu Hunderten zusammenfanden, um beim Kartenspiel um Pfennige ihr trostlos-dreckiges Dasein zu vergessen.
Da stand er mit den anderen um die auf den Bänken sitzenden Spieler herum und stierte stundenlang auf die klatschend niederprasselnden bunten Karten. So schlug man die Zeit tot, die man für wertvolle, nutzbringende Arbeit hätte verwenden können. Es ist doch etwas unsagbar Tragisches, Trauriges, wie alle diese Menschen, jung, tatkräftig, schaffensfreudig, ohne rechten Wirkungskreis, ihre Tage, ja ihre besten Lebensjahre müßig verbringen müssen. Gleichsam überflüssig und wertlos vegetieren sie dahin, sacken sie mehr und mehr ab.
Da die kärgliche »KRÜ« kaum ausreichte, sein Leben zu fristen, sah sich Thiele nach irgendwelchem Nebenverdienst um. Der Zigarrenhändler drüben in der Straße, der ihn von früher her kannte, wünschte eine Fußbank gemacht zu haben. Thiele war gerade mit dieser Hausarbeit beschäftigt, als es an seine Wohnungstür klopfte. »Ein Bettler«, dachte er und arbeitete weiter. Das Klopfen wurde wiederholt, aber diesmal stärker. Flüchtig, die halbfertige Arbeit beiseite schiebend, ging er, um die Tür zu öffnen. Draußen stand ein Mann mit einer Aktentasche unter dem Arm.
»Herr Thiele? Ich bin der Prüfer vom Arbeitsamt, darf ich eintreten?«
Wilhelm Thiele fühlte, wie ihm alles Blut nach dem Kopfe schoss - wie sollte das enden? Der Mann durfte unter keinen Umständen die Küche betreten; lag doch da das Handwerkszeug und die noch nicht ganz fertige Fußbank. Es ging jetzt ums Leben; denn wenn der Prüfer die Arbeit sah, wurde ihm die Unterstützung entzogen; dann konnte er sich getrost aufhängen! Aus impulsivem Selbsterhaltungstrieb heraus stotterte Thiele ohne weitere Überlegung: »Tja - aber... das geht doch nicht, - mein Bruder..., der ist augenblicklich nicht hier!«
Da saß er fest! Wie er auf diese plumpe Notlüge verfallen konnte, war ihm selbst unbegreiflich und würde es wohl immer bleiben. Der Prüfer sah ihn so merkwürdig an und entgegnete bedeutungsvoll:
»Nun ja, dann sagen Sie Ihrem Bruder, dass ich morgen Vormittag wiederkomme.«
Die Tür war zu und Thiele wieder allein. Die sich überstürzenden Gedanken rumorten ihm im Schädel herum; die ganze Küche schien sich zu drehen. Was hatte er sich da bloß eingebrockt? Was sollte jetzt werden? Kalter Angstschweiß bedeckte seine Stirn; im Magen wurde es ihm übel vor nervöser Unruhe, vor betäubender Angst. Am liebsten wäre er ins Bett gekrochen, hätte die Decke über den Kopf gezogen, um nichts mehr zu sehen, nichts mehr denken zu müssen. Hin und her lief er in dem engen Raum; die halbfertige Fußbank, die ihm gar nicht im Wege stand, bekam einen Tritt, dass sie krachend gegen die Wand flog. Er grübelte und grübelte, zermarterte sich das Hirn nach einem Ausweg. Zum Verrücktwerden war es; er musste raus aus der Bude, hinunter auf die Straße, um Luft zu schöpfen. Verzweifelt riss er seine Mütze vom Eimerspind und verließ fluchtartig seine Behausung.
Draußen schien die Sonne freundlich und hell; ihm aber kam alles so düster und trostlos vor, so völlig ohne jeden Sinn und Zweck. Nie zuvor war ihm sein Leben so wertlos erschienen; er hätte es wegwerfen mögen wie einen Fetzen schmutzigen Papiers. Ziellos lief er durch die Straßen, ohne darauf zu achten, wo er sich gerade befand. Plötzlich
stand er am Ufer des Nordhafens. Ein durchdringender Geruch von Rauch und Teer drang ihm in die Nase. Er sah sich um. Drüben an der Ecke, in der Großdestille war Hochbetrieb wie immer. Ein unwiderstehlicher Juckreiz in seiner vor innerer Erregung ausgetrockneten Kehle bewog ihn, in die Kneipe zu gehen. Er ließ sich ein kleines Glas Bier einschenken. An einem der Stehtische war noch Platz; um nicht mit seinen qualvollen Gedanken allein zu sein, nahm Thiele sein Glas Bier und stellte sich heran. Zwei Arbeiter, jeder eine halbgeleerte Molle Bier vor sich, unterbrachen ihr Gespräch und sahen den Hinzugetretenen aufmerksam an. Mitfühlend erkundigte sich der eine von ihnen:
»Mensch, is dir schlecht? Siehst mächtig krank aus; hast wohl Fieber, - solltest dir zu Hause in't Bett lejen. Mit so wat is nich zu spaßen.«
Da konnte Thiele nicht länger an sich halten; er musste sich aussprechen. Ja, das musste heraus, wenn er nicht daran ersticken wollte.
Erstaunt hörten die beiden ihm zu; auch andere waren näher gekommen. Als Thiele seinen Bericht beendet hatte, schwiegen alle, - sahen sich gegenseitig fragend an. Plötzlich fing einer an, laut loszuprusten:
»Mensch, du bist eener mit Ärmel! Komm, ick koofe dir 'ne Molle! Ne, Mensch, so wat!«
Auch die anderen lächelten jetzt; schnell aber wurden sie wieder ernst. Die verschiedensten Ratschläge wurden ihm erteilt.
Als Thiele später etwas angetrunken die Destille verließ, hatte er seinen Plan fertig. Er lief zum nächsten Friseur, ließ sich die Haare schneiden und den Bart stutzen. Man hatte ihm gesagt, so müsse er sich zurechtmachen, damit der Prüfer, wenn er am nächsten Vormittag wiederkäme, ihn nicht erkenne.
Einmal angefangen, musste er jetzt versuchen, die fatale Angelegenheit zum glücklichen Ende zu bringen.
Die ganze lange Nacht wälzte sich Thiele schlaflos im Bett herum. Am anderen Tag wartete er schon in aller Frühe auf den Prüfer. So rosig der Plan ihm gestern erschien - heute, beim Lichte ruhig überlegender Vernunft betrachtet, sah die Sache doch verdammt brenzlich aus!
Erst spät gegen Mittag klopfte es. Thiele öffnete angstbeklommen. Und dann brach das im stillen befürchtete Verhängnis über ihn herein! Er wurde wieder erkannt - seine Unterstützung ihm rücksichtslos entzogen! Das nackte Elend stand vor ihm! Da hatte man nun jahrzehntelang geschuftet, und wofür? Um jetzt nicht einmal das Allernotwendigste, das Unentbehrlichste zum bloßen Lebensunterhalt zu haben! Ein verfluchtes, verfluchtes Leben! Jetzt hätte er ruhig einen Strick nehmen und allem bevorstehenden Jammer ein Ende machen können; aber dazu war er schon viel zu gleichgültig. Alles war ihm drecksegal.
Womit er in den folgenden Wochen sein armseliges Leben gefristet hatte, wusste er selbst nicht recht. Die Miete hatte er monatelang schon nicht mehr bezahlt; der Wirt reichte die Räumungsklage ein. Die Exmission stand vor der Tür.
Bei einem planlosen Herumstreifen durch die Stadt kam Thiele eines Tages an einem Warenhaus vorbei. Willenlos ließ er sich vom Strom der Passanten mit hineintreiben. Er lief ohne besonderen Zweck, ohne ein Ziel durch die verschiedenen Abteilungen. In der Lebensmittelabteilung verweilte er, ohne sich dessen recht bewusst zu sein. Auf einem der Tische, etwas abseits von der beschäftigten Bedienung, waren Konserven aufgestapelt. Ohne jegliche Vorsicht nahm er eine Büchse an sich, verbarg sie unter der Jacke und ging schnurstracks davon. Auf der Treppe wurde er eingeholt. Man brachte ihn zum Überwachungsbüro, durchsuchte seine Kleidung und nahm ihm die gestohlene Büchse mit Konserven wieder ab. Nach Unterzeichnung eines der für solche Fälle vorgesehenen Formulars konnte er gehen. Jetzt würde soweit alles in Ordnung gewesen sein, wenn jener verwünschte Spruch da nicht an der Wand gebammelt hätte. In einem schönen Goldrahmen unter Glas hing er da und höhnte herausfordernd auf Wilhelm Thiele herab:
»Arbeit und Fleiß, - das sind die Flügel.
Sie führen über Berg und Hügel!«
Als er das las, zuckte es ihm in den Händen. Wie es dazu kam, wusste er heute noch nicht: in unsinniger Wut schlug er mit der Faust diesen goldgerahmten Hohn auf sein Elend zusammen. Oh, diese entsetzten Gesichter der Angestellten und der Käufer! Sie erleichterten ihn förmlich. Widerstandslos ließ er sich dem Polizisten übergeben und abtransportieren. Wieder und wieder hallten in seinen Ohren die Worte nach, die er aufgefangen hatte, als er von dem Beamten zum Auto gebracht wurde: »Der scheint ja ein ganz schwerer Junge zu sein!« - Eine Arbeiterfrau hatte dies zu ihrem Manne gesagt.
Der Schnellrichter diktierte ihm 3 Tage Gefängnis zu wegen Sachbeschädigung. Ja, ja, Wilhelm Thiele, so springt das Leben mit einem um!
Nun lief er schon wieder seit Wochen abgerissen, ungewaschen und mit meist leerem Magen planlos umher. In irgendwelchen Parkanlagen ruhte er aus, lief dann wieder weiter, blieb manchmal auf einer Brücke stehen und sah zu, wie die Kähne und Dampfschlepper unter ihm dahinzogen, wie einzelne Menschen die Krümel von ihrem Frühstücksbrot (nach denen er am liebsten selbst gierig geschnappt hätte) den immer fressbereiten lustigen weißen Möwen zuwarfen. Wie waren sie doch zu beneiden. Er selbst bekam oft tagelang nicht einen einzigen Bissen zu essen!
»Nanu, wat is denn hier los?... He! Du! Wat machste hier?« Durch diese Worte aufgeweckt, schreckte Wilhelm Thiele aus seinem bleiernen Schlaf auf. Er hörte die Stimme eines Mannes aus dem Dunkel leise an sein Ohr dringen.
»Det könnte dir woll so passen, mein Lieber, -hier in't jemachte Bett legen - - - ne, bei mir nich, gibs nicht----nu los, steh schon uff!«
Mühsam krabbelte sich Wilhelm Thiele hoch.
Alle Glieder schmerzten ihm. Eine Frauenstimme flüsterte in der Dunkelheit ihrem Begleiter etwas zu. Dieser zündete ein Streichholz an und hielt es Thiele vors Gesicht.
»Nee, den kenn ich nich!« erwiderte der Mann. Zwei abgehärmte Gesichter sah Thiele einen Augenblick lang von dem Schein des Streichholzes beleuchtet, Gesichter von Menschen, die müde und elend waren wie er selbst.
»Ich habe nicht gewusst, dass dies hier Ihre Schlafstelle ist«, sagte er entschuldigend und wollte gehen.
»Also: Gute Nacht!«
Die Stimme des Mannes hielt ihn zurück: »Nee, so is det nich gemeent, bleib man hier. Morjen suchste dir 'ne andre Bleibe. Fier heite ha'm hier ooch dreie Platz.«
Wilhelm Thiele legte sich ohne eine Erwiderung still in eine Ecke und schlief bald wieder ein. Schwer wie Blei war sein Schlaf.
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